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Sendung vom 13.01.2005
Massregelvollzug/Forensische Psychiatrie

Wenigen Menschen ist bekannt, dass die Psychiatrie zwei Gesichter hat – wie siamesische Zwillinge mit einem Herz. Neben der Entwürdigung und Entrechtung in der "normalen" Zwangspsychiatrie, gibt es noch die Sonderstrafanstalt für Menschen, deren Handeln die Rechte anderer Menschen so verletzt hat, dass ein Strafverfahren nach der Strafprozessordnung in Gang gekommen ist. Wenn eine solche Person von den Staatsorganen dabei der Geisteskrankheit verdächtigt wird, dann wird sie Bekanntschaft mit diesem zweiten Gesicht machen – der forensischen Psychiatrie.

Diesem Teil der Psychiatrie haben wir den Schwerpunkt dieser Sendung gewidmet. Was Forensik und Massregelvollzug sind, erklären René Talbot und Rechtsanwalt Alexander Paetow. Wie sich Forensik auf die Betroffenen auswirkt, beschreiben Roland und Erdmuthe. Danach folgt eine Einschätzung, wie die Forensik einzuordnen ist und zum Schluss eine Stellungnahme der Forensik-Gruppe des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener aus dem Jahr 1998.

01 Einleitung 02:30 Audio
02 Interview mit René Talbot I 09:13 Audio
03 Interview mit Alexander Paetow 05:36 Audio
04 Interview mit Roland 18:08 Audio
05 Misshandlungen in der Forensik 02:16 Audio Text
06 (Musik) I.Gnito&A.Nym: Don't Use Psychiatric Drugs 04:42 Audio
07 Interview mit René Talbot II 06:39 Audio
08 Dokumentiert: Stellungnahme der Forensik-Gruppe des BPE 9/1998 03:08 Audio Text
09 Nachrichten 05:34 Audio Text
10 Outro 00:40 Audio
Einleitung
Länge 02:30
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Interview mit René Talbot I
Länge 09:13
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Interview mit Alexander Paetow
Länge 05:36
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Interview mit Roland
Länge 18:08
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Misshandlungen in der Forensik
Autorin: Erdmuthe Theuermeister
Länge 02:16
Erdmuthe Theuermeister berichtet von schweren Misshandlungen, denen sie während ihres Aufenthaltes in der Forensik ausgesetzt war.
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Zwangsbehandlung im Maßregelvollzug

Fünf Pfleger stürmen die Zelle, halten mich fest, ziehen mir die Hosen runter. Der Arzt spritz mich dann mit drei mltr Haldol oder mehr ab, ich kann das nicht kontrollieren.

Ich versuche mich während der ganzen Prozedur so gut es geht zu wehren. Ohnmächtige Wut, weil es mir nicht gelingt, mich zu verteidigen.

Jede Spritze macht den Körper ein Stück mehr kaputt. Ich kann zusehen wie mein ehemals gesunder Körper nach und nach völlig entstellt und kaputtgemacht wird, die Sehstärke der Augen nimmt drastisch ab. Die Musikalität und Sexualität sind völlig zerstört, meinen ganzen Körper erfaßt ein unwillkürliches Zittern, in den Schultergelenken hat sich Rheuma eingenistet. Die Finger sind versteift. Das alles sind Wirkungen von Haldol. Es gibt keine Nebenwirkungen. Die Zerstörung des Körpers ist das eigentliche Ziel. Ich bin Veganerin und konsumiere sonst keine Produkte, die über die Folter von Tieren und Menschen entstanden und entwickelt wurden. Neuroleptika sind so entstanden. Mit der Zwangsbehandlung werde ich auch noch gezwungen, mich als Konsumentin an der Folter zu beteiligen.

Die Schergen wollen, daß ich das Zeug freiwillig einnehme, wie alle hier. Das wird ihnen nicht gelingen. Neuroleptika wirken wie eine ständige Fessel. Mit dieser Fessel versprechen sie uns die Freiheit. Ständig gefesselt und körperlich völlig kaputt sind wir dann auch nicht mehr "gefährlich". Jeder Gutachter wird uns bescheinigen, daß wir krank sind und betreut werden müssen.

Erdmuthe Theuermeister

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(Musik) I.Gnito&A.Nym: Don't Use Psychiatric Drugs
Länge 04:42
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Interview mit René Talbot II
Länge 06:39
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Dokumentiert: Stellungnahme der Forensik-Gruppe des BPE 9/1998
Länge 03:08
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Stellungnahme der Forensik-Gruppe des BPE 9/1998

Forensische Psychiatrie beruht prinzipiell auf Projektionen und Rätselraten über die Absichten von Menschen, die strafbare Handlungen begangen haben.

Diese Verfahren entbehren grundsätzlich der Verifizierbarkeit und ähneln Orakeln oder astrologischen Erkenntnissen, sie sind rechtsfremd. Deshalb führen sie zu einem Sonderrecht, das in dem Begriff des Sonderopfers gipfelt, einer "Sonderbehandlung" von Menschen, die in der Tradition des NS-Unrechts steht.

Der BPE ist der Überzeugung, daß alle Menschen, die Straftaten begangen haben, nach den Gesetzen des Strafrechts zu beurteilen sind, ein Kriterium der Unzurechnungsfähigkeit ist unüberprüfbar und wider die Rechtssystematik. Forensik soll als Sonderstrafanstalt abgeschafft werden. Wenn Ärzte der Überzeugung sind, durch Therapien Kranken helfen zu können, können sie ihre Professionalität in den Krankenabteilungen der Haftanstaften beweisen und nach Erfolg ihrer Therapien den Haftrichter überzeugen, daß der geheilte Patient vor Ablauf seiner Strafzeit entlassen werden kann.
Das bietet dem Patienten auch einen Anreiz, freiwillig das therapeutische Behandeln zu unterstützen, denn medizinisch-therapeutisches Handeln muß logischerweise ohne Zwang erfolgen.

Dadurch können Mediziner ihre ärztliche Kunst beweisen und das reine Willkürsystem psychiatrischer Begutachtung und unbefristeten Maßregelvollzuges wäre beendet. Es hat zutiefst totalitären Charakter.

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Nachrichten
Länge 05:34
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Bundesärztekammerpräsident Hoppe unterstützt Zypries-Entwurf zu Patientenverfügung

http://www.patientenverfuegung.de/pv/detail.php?offset=0&&uid=294

Kommentar:
Die Bedeutung und die Folgen dieses Statements für die Psychiatrie sind kaum abzuschätzen. Denn wenn nun die deutsche Ärzteschaft dem Zwang und der Gewalt abschwört, dann können Psychiater ihre Gewaltmassnahmen nicht mehr als ärztliche Maßnahmen ausgeben. Diese Unterstützung für die geplante Patientenverfügung wird im Parlament eine Mehrheit finden, wenn nun sogar die Ärzte diesen Gesetzesvorschlag der Bundesregierung unterstützen. Damit ist die Verwesung der Zwangspsychiatrie nicht mehr aufzuhalten. Der Dissidentenfunk wird zu diesem Thema weiter berichten.

Ambulante Zwangsbehandlung in Bremen schon gescheitert?

Bremen. Dem Angriff der psychiatrischen Chefärzte, die ambulante Zwangsbehandlung übers Psych KG in Bremen einzuführen, ist die Spitze genommen. Auf die Demonstration Psychiatrie-Erfahrener am 8.12. vor dem Bremer Justizsenator und vor der Bremer Landesvertretung in Berlin hin, wurde in Bremen der Rückwärtsgang eingelegt. Der zuständige Referent beim Justizsenator teilte inzwischen der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener mit, dass nach dem derzeitigen Stand der Diskussion keine ambulante Zwangsbehandlung bei der Reform des Psych KG´s mehr geplant sei. Jetzt muss noch die Absenkung der Gefahrenabwehrschwelle vom Tisch, erklärte der Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft dazu. Der Dissidentenfunk wird weiter dazu berichten.

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